Neuer Schwung für die Fluthilfe

Die „Hessenhelfer“ brechen am 30. Oktober wieder in die Region auf.

Marburg

Die Folgen der Flutkatastrophe, die unter anderem das Ahrtal heimgesucht hat, sind noch lange nicht beseitigt. Vor zwölf Wochen war das Team von „Wir Hessen helfen“ erstmals mit einem großen Lkw-Konvoi, vielen Hilfsgütern und zahlreichen Helfern vor Ort, um die Not zu lindern – und seither immer wieder. Kürzlich hat sich das Helferteam um Ralf Kalabis-Schick erst einmal eine kleine Pause verordnet – um das Erlebte sacken zu lassen, um Kraft zu sammeln. Denn nach der jüngsten Hilfsaktion waren alle sehr emotional berührt – teils stärker als bei den Aktionen zuvor.

„Die Eindrücke vor Ort bewegen uns sehr und für uns alle ist weiter klar, dass wir auch weiterhin unsere verfügbare Zeit dafür einsetzen, um Menschen in den Flutregionen zu helfen“, fasst Kalabis-Schick zusammen. „Wir haben mit Partnerinitiativen wie ,Eifel für Eifel’, ,Dachzeltnomaden’ und auch mit dem ,Helferstab Ahr’ ein wirklich grandioses Netzwerk aufgebaut, um gemeinsam Hand in Hand an Hilfsprojekten zu arbeiten“, sagt er.

Nach der Pause startet das Orga-Team nun wieder durch und hat seine Pläne für den Herbst und Winter konkretisiert. Zwei Hilfskonvois sind geplant: Der erste startet bereits in knapp zwei Wochen am 30. Oktober. Und auch am 4. Dezember bricht ein weiterer Konvoi von „Wir Hessen helfen“ ins Ahrtal auf.

Handwerker gesucht

Was ist konkret geplant? Denn im Gespräch vor zwei Wochen hatte Kalabis-Schick ja einige Ideen lediglich angerissen. „Wir haben uns Zeit genommen, um im Team und in Absprache mit unseren Partnern vor Ort den Herbst und Winter zu planen“, sagt er nun. „1 000 helfende Hessen ist das Ziel der kommenden Wochen, und dafür rufen wir die Helferwochen aus und zeigen auf, wie jeder auf ganz individuelle Art oder mit uns gemeinsam helfen kann, denn gerade jetzt, wo viele Hilfsleistungen eingestellt werden, einige große Unterstützer wie Lebensmittelketten sich zurückziehen und die dunkle und kalte Jahreszeit beginnt, ist unsere ,SolidAHRität’ besonders gefragt“, stellt er klar.

Doch was genau sind die „Helferwochen“? Das konkretisiert Sarah Hedoch: „Einerseits kann jede und jeder – und zwar wirklich jede und jeder – zu jeder Zeit ins Ahrtal fahren und helfen.“ Denn das sogenannte „Helfershuttle“ vor Ort biete dafür eine sehr gut organisierte Anlaufstelle. „Übernachtungen gibt es auch kostenfrei und für jeden die passende Aufgabe“, weiß Hedoch. Auf verschiedenen Portalen, „die wir gerne weitergeben, lassen sich sogar private Mitfahrmöglichkeiten finden“, verdeutlicht sie.

Doch das ist nicht alles. Denn auch wenn alle helfenden Hände vor Ort willkommen sind, „werden aktuell händeringend Handwerkerinnen und Handwerker aus allen Gewerken benötigt. Da rufen wir jede Einzelne und jeden Einzelnen auf, sich speziell beim Helfershuttle zu registrieren oder als Firma bei uns zu melden, und wir vermitteln entsprechende Projekte“, so Sarah Hedoch.

Doch gebe es noch weitere Möglichkeiten, sich einzubringen. So läuft in Marburg das Projekt „Küchenhelfer“: Ehrenamtlich haben sich Helfer und Firmen der Region zusammengeschlossen, um 50 Pantry-Küchen für betroffene Familien vor Ort zu bauen und zu spenden. Alle Infos dazu gibt es unter kuechenhelfer.jetzt – „dabei können Interessierte dabei helfen, Küchenzeilen zusammenzubauen oder mit einer Spende in Höhe von 150 Euro Pate für eine solche Küche zu werden“, erläutert Hedoch.

Sammellager im Landkreis

„Helfer können aber auch eine Spende in unseren Sammellagern abgeben oder eine minimale Erstausstattung für eine Küche zusammenstellen, in Supermärkten Lebensmittel für Flutbetroffene kaufen oder auch direkt bei uns in den Spendenlagern abgeben – es gibt so viele Möglichkeiten“, sagt sie – „und auch die Informationsweitergabe, wie man helfen kann, ist eine Hilfe“. Bei den „Helferwochen“ wünsche man sich „von jeder Helferin und jedem Helfer, egal, welche Form der Hilfe geleistet wird, ein Bild und einen kleinen Satz der Motivation für unsere ,Wall of Help’ – unser Ziel sind 1 000 helfende Hessen!“

Zentrale Anlaufstellen sind auch wieder die Sammelstellen in der Region (mehr dazu im Info-Kasten). Doch was und wo wird gesammelt – und bis wann? „Wir sammeln erstmal bis zum 30. Oktober und fahren dann mit einem Konvoi in die Flutregion“, sagt Sandra Christiansen. „Die Situation ist auch nach zwölf Wochen immer noch sehr schlimm“, sagt sie. Gebraucht würden weiterhin dringend Sachspenden. „Aktuell sammeln wir fokussiert Lebensmittel, Baumaterialien und Brennholz sowie Heizgeräte, Trockner und gute, warme Winterkleidung.“ Denn auch wenn das Wetter in den vergangenen Wochen noch nicht wahnsinnig herbstlich war: „Der Winter steht vor der Tür, und die Nächte sind bereits sehr kalt. Da brauchen wir alles, was warm macht.“

Sammelstellen gibt es im Lahntal, in Gießen und im Vogelsberg. Die genaue Spendenbedarfsliste sowie alle Sammelstellen, inklusive der Abgabezeiten, sind unter www.hessenhelfen.de zu finden. Die Spendenlisten werden nach dem Oktober-Konvoi noch einmal für den Konvoi am 4. Dezember aktualisiert.

Von Andreas Schmidt, aus der Oberhessischen Presse

Bild: Cheyenne Reeves von Pixabay